Beschluss: Zur Kenntnis genommen

 

Als Ergebnis einer brandschutztechnischen Begehung der Räumlichkeiten des Jugendzentrums im Obergeschoss des Stadiongebäudes mit dem Landkreis Aurich (Bauamt und Brandschutzprüfer) sind u.a. die Schaffung eines zweiten Fluchtweges, der Einsatz von Brandschutztüren und weitere Rauchmelder erforderlich.

Für die Behebung dieser brandschutztechnischen Mängel sind für das Haushaltsjahr 2017 Mittelanmeldungen in Höhe von 14.000,00 € erfolgt.

 

Ein offener Betrieb findet im Jugendzentrum so gut wie nicht mehr statt. Während des gesamten Jahres wird jedoch eine Vielzahl von Veranstaltungen der städtischen Jugendpflege in den Räumen des Jugendzentrums durchgeführt. Durch die baulichen Gegebenheiten sind die Räumlichkeiten ohne die o.a. Maßnahmen nur für eine begrenzte Anzahl von Besuchern zugelassen. Größere Veranstaltungen können aufgrund der Fluchtwegsituation und der vorhandenen Sicherheitseinrichtungen nicht durchgeführt werden.  Aus diesem Grunde sind die nunmehr geplanten Maßnahmen dem Grunde nach unaufschiebbar.

 

Bei einer Begehung wurde darüber hinaus jedoch ein weiterer Sanierungs- und Unterhaltungsbedarf festgestellt. Diese beziehen sich auf Mängel an den Fußböden, den Heizkörpern, der Wände und Decken, der Küche, der Fenster und Türen, der Sanitärräume, der Treppen und des gesamten Mobiliars. Die Barrierefreiheit ist ebenfalls nicht gegeben. Insgesamt lässt sich feststellen, dass der Standard der Räumlichkeiten und der technischen Ausstattung nicht mehr dem heutigen Standard der Jugendpflege entsprechen.

Deshalb besteht auch hier ein kurz- bzw. mittelfristiger Handlungsbedarf.  Überschlägig wurden hierfür Kosten in Höhe von mindestens 30.000,00 € ermittelt.

Bevor jedoch in diesem Bereich über weitere haushaltsrelevante Maßnahmen für die nächsten Jahre entschieden wird, sollte eine Verständigung auf die richtige Standortwahl und damit auf den Fortbestand des Jugendzentrums in seiner jetzigen Form erfolgen. Eine Überlegung der städtischen Jugendpflege war und ist eine Verlagerung der Räumlichkeiten möglicherweise an die KGS, damit es hier zu weiteren Synergieeffekten mit der Schulsozialarbeit und dem Ganztagsbetrieb der Schule kommt.

 

Jugendpfleger Michael Hofer trägt zur derzeitigen und künftigen Konzeption des Jugendzentrums in der Sitzung weiter vor. Seitens der Verwaltung werden die notwendigen Sanierungsarbeiten näher erläutert.

 

Eine Beschlussfassung über diese Thematik ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorgesehen. Vielmehr ist jedoch der Anstoß einer Diskussion zu diesem Themenbereich nötig. 

 

Ausschussvorsitzende Elke-Marei Bauer erteilt Fachbereichsleiter Horst-Dieter Schoon das Wort, der in die Thematik einführt.

 

Anhand einer Power-Point-Präsentation stellt sodann Jugendpfleger Michael Hofer das Jugendzentrum kurz vor und geht dabei auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ein.

 

1982 wurde das Jugendzentrum am jetzigen Standort eröffnet, damals noch mit vielen Ausstattungsmerkmalen, die es auch heute noch gibt (Sanitäreinrichtungen, Heizungen, Fußboden, Dachdämmung etc.). Das Jugendzentrum wurde zur zweiten Heimat vieler Wiesmoorer Jugendlicher, die viel Zeit und Arbeit in die Aktionsgemeinschaft investierten. Im Jahr 2002 wurde die letzte größere Renovierung im Jugendzentrum durchgeführt. Dabei entfernte der Bauhof eine Zwischendecke und erneuerte die Elektrik. Außerdem bekam das Jugendzentrum eine neue Küche.

 

Nach einem guten Neustart im Jahr 2002 mit regelmäßigen Angeboten und einem sehr gut besuchten offenen Bereich im Kooperationsfeld zwischen Selbstverwaltung und Stadtjugendpflege wurde in den folgenden Jahren nach einigen personellen Abgängen deutlich, dass eine Selbstverwaltung mit großem formalen Anteil nicht mehr dem Interesse der Jugendlichen entsprach. Nach und nach übernahm die Jugendpflege zusätzliche Aufgaben. Der Vorstand des Jugendzentrums wurde von Helmut Meyer, Ingrid Schoon und Thorsten Hornung gebildet, welcher auch heute noch in der jetzigen Form Bestand hat. Die Besucherzahlen waren bei Veranstaltungen nach wie vor gut, der offene Betrieb ging sukzessive zurück, insbesondere nach Installierung der Ganztagsschule an der KGS. Im Jahr 2015 entschloss man sich, die pädagogische Arbeit und das Jugendzentrum konzeptionell neu auszurichten und keine regelmäßigen Öffnungszeiten mehr vorzuhalten.

Auch wenn viele Aktionen, wie z.B. Tag der offenen Tür, Besuche durch Grundschulklassen, Öffnungen für andere Vereine etc. kurz für einen Aufschwung sorgten, sah die Jugendpflege eine Neuausrichtung als notwendig an.

 

Die mangelnde Akzeptanz des offenen Bereiches des Jugendzentrums habe, so Michael Hofer, fünf Gründe, die alle nicht einzeln zu betrachten seien, sondern in ihrem Zusammenwirken:

 

  1. Konkurrenz

Das Jugendzentrum befände sich im Wettbewerb mit vielen anderen Orten, an denen Jugendliche ihre Freizeit verbringen könnten. Neben den Vereinen, Kirchen und Verbänden seien mittlerweile auch die Schule über die Ganztagsangebote und das heimische Kinderzimmer zu benennen. Letztere seien häufig mit wesentlich mehr Freizeitmöglichkeiten ausgestattet als das öffentliche Jugendzentrum.

 

  1. Regeln

Im Jugendzentrum werde auf die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes geachtet. Selbstverständlich seien Zigaretten und Alkohol verboten.

 

  1. Zustand

Das Jugendzentrum befände sich baulich im Zustand der 80iger Jahre. Die Räume seien dunkel, es habe sich ein Renovierungsstau in den letzten Jahren gebildet. Das Mobiliar sei zum Großteil 15 Jahre alt und älter.

 

  1. Brandschutz

Seit der Begehung durch den Landkreis Aurich sei das Jugendzentrum aufgrund eines fehlenden zweiten Fluchtweges nur noch für 30 Personen zugelassen. Dies habe dazu geführt, dass keine größeren Veranstaltungen, wie z.B. Konzerte, durchgeführt werden könnten.

 

  1. Der Ort

Das Jugendzentrum läge nicht dort, wo Jugendliche sich aufhalten. Der Lebensmittelpunkt habe sich mittlerweile zur Schule, auch bedingt durch das Ganztagsangebot, verlagert. In das Jugendzentrum komme niemand zufällig, man müsse es bewusst aufsuchen.

 

Laut Herrn Hofer wurde aus den besagten Gründen die Arbeit konzeptionell verändert. Wie bereits erwähnt, wurde der offene Betrieb vor zwei Jahren eingestellt. Stattdessen wurde ein veranstaltungsorientiertes Angebot geschaffen. So hat die Jugendpflege im vergangenen Jahr 270 Veranstaltungen durchgeführt, von denen 155 im Jugendzentrum stattgefunden haben. Die Räumlichkeiten würden also häufig genutzt und wären somit letzten Endes auch unersetzlich. Viele regelmäßige Angebote wurden in den letzten Jahren vom Jugendzentrum weg hin zur Schule verlagert, z.B. Ganztagsangebote (Politikerpaten oder Taffe Mädels).

 

Zum Abschluss wirft Herr Hofer noch einen Blick auf eine mögliche Zukunft des Jugendzentrums. Bereits vor Jahren wurde darüber nachgedacht das Jugendzentrum mehr in das Zentrum von Wiesmoor, besser noch direkt an die KGS, zu verlegen. Eine Verlagerung würde das veranstaltungsorientierte Angebot wieder um ein offenes Angebot ergänzen. Laut Jugendpfleger Michael Hofer sollen auch bislang in der Schule betriebene Angebote integriert werden (Trainingsraum, Spieleraum und Büro). Es würde also so etwas wie ein „Sozialpädagogisches Zentrum“ entstehen. Es seien aber auch weitere neue und notwendige Einrichtungen denkbar, z.B. ein Ruheraum. Es könnte ein ganzheitliches, lebenswelt- und sozialräumlich orientiertes Konzept entstehen. Das bedeute eine Betreuung von Schülern und Schülerinnen von der ersten Stunde über die Pausen und Mittagszeit bis in den frühen Abend.

 

Das Wiesmoorer Modell mit Schulsozialarbeit und Jugendpflege aus einer Hand unter einem Dach würde nach der personellen, der inhaltlichen und der örtlichen Verzahnung eine neue Qualität erreichen.

 

Nach Beendigung des Vortrages bedankt sich Ausschussvorsitzende Elke-Marei Bauer bei Herrn Hofer.

 

Anschließend erteilt Frau Bauer dem Bauhofsleiter Johann Burlager das Wort.

 

Herr Burlager teilt mit, dass durch die Einstellung der jetzigen Haushaltsmittel von 14.000 € kurzfristige Mängel, wie in der Vorlage beschrieben, beseitigt werden könnten.

 

Nach kurzer Diskussion der Ausschussmitglieder, in der u.a. die fehlende Barrierefreiheit thematisiert und die Frage aufgeworfen wurde, ob die geschätzten Sanierungskosten in Höhe von 30.000 € ausreichend seien, wurde ein grundsätzlicher Handlungsbedarf festgestellt.

Bei einer Verlegung zur KGS müsse die Bedarfsplanung der Schule in Bezug auf die Wiedereinführung des 13. Jahrganges beachtet werden.

 

Ratsmitglied Jens-Peter Grohn hält die Investition für den Brandschutz für sinnvoll, weil auch zukünftig die Räumlichkeiten weiter genutzt würden.

 

Laut Ausschussmitglied Wolfgang Sievers können bei einem Umzug die Räumlichkeiten vielleicht auch dem VFB Germania Wiesmoor zur Verfügung gestellt werden.

 

Letztendlich ist man sich im Ausschuss darüber einig, dass ein ganzheitliches Konzept entwickeln werden sollte, um dann eventuell an einem runden Tisch die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Auch sollte eine Befragung der Jugendlichen vorgenommen werden.  Alle weiteren Maßnahmen sollen auf Grundlage des neu zu erstellenden Konzeptes erfolgen.

 

Weiterhin ist man der Meinung, dass für die Behebung der brandschutztechnischen Mängel Haushaltsmittel im Haushaltsplan 2017 eingestellt werden sollten, um eine weitere Nutzung zu ermöglichen.


Abstimmungsergebnis: