Sitzung: 09.01.2018 Ausschuss für Jugend, Schule, Sport, Soziales und Kultur
Beschluss: Zur Kenntnis genommen
Vorlage: IV/264/2017
Die ärztliche und notdienstliche Versorgung im Raum Wiesmoor/Großefehn
ist derzeit in der allgemeinen Diskussion.
Auf Einladung der Stadt Wiesmoor tragen Herr Krott (KVN), Herr Eppmann
(UEK) und Herr Düvel (Rettungsdienst Aurich) zu dieser Thematik vor.
Wie bekannt, werden nach dem Willen der KVN zum 01.07.2018 die
Notdienstkreise Großefehn- Wiesmoor und Aurich-Ihlow-Südbrookmerland zu einem
Großkreis zusammengelegt. Dieses hat zu starken öffentlichen Diskussionen
geführt. Die Bevölkerung wünsche sich laut Ausschussvorsitzende Bauer weiterhin
schnelle Wege zu den Ärzten. Die bisherige Regelung sei seit vielen Jahren
gerade im ländlichen Bereich eine ideale Lösung.
Laut Ausschussvorsitzende Bauer wäre es sinnvoll, vorab eine Evaluation
durchzuführen und erst danach eine Entscheidung zu treffen. BGM Völler kann die
Bedenken der Bevölkerung nur teilen. Aus seiner Sicht gäbe es einen gut
funktionierenden Notdienstkreis. Es sei völlig unverständlich, warum man diesen
einstellen möchte. Man habe die große Sorge, dass Kosten von einem System ins
andere geschoben werden. Er befürchte, dass die Menschen zukünftig öfter den
Rettungsdienst rufen werden. Eine gute ärztliche Versorgung müsse weiterhin
gewährleistet sein. Diese Meinung wird auch vom BGM der Gemeinde Großefehn,
Herrn Olaf Meinen, geteilt.
Ausschussvorsitzende Bauer bittet die Herren Krott, Hippen, Steinert und
Düvel um ihren Vortrag.
Herr Krott teilt dem Ausschuss die Gründe mit, warum man die
Notdienstkreise Großefehn- Wiesmoor und Aurich-Ihlow-Südbrookmerland zum
01.07.2018 zusammenlegen will. Unter anderem sei es für junge Ärzte ein
wichtiges Kriterum, wie viele Bereitschaftsdienste sie übernehmen müssen. In
Großefehn/Wiesmoor sind es zurzeit 16 pro Jahr. In einem Großkreis wären es
vier. Weiterhin teilt er mit, dass auch in einem Großkreis ein
Sicherstellungszuschlag gezahlt werden würde. Diesen Prozess gäbe es nicht nur
in Großefehn/Wiesmoor, sondern überall in Deutschland. Nachdem die hiesigen
Ärzte es abgelehnt haben, auf den üblichen
Sicherstellungszuschlag zu verzichten und der Kompromiss von
Kleinkreisen in der Woche und einem Großkreis am Wochenende von den Ärzten
abgelehnt worden sei, bliebe nur der Großkreis. Auch kam die Idee auf (nach
Gesprächen mit den Ärzten), die Nummern 112, 116 und 117 zusammen zu legen und
einer Leitstelle zuzuordnen.
Herr Hippen teilt mit, dass eine Klinik für den stationären Bereich und
nicht für den ambulanten Bereich zuständig sei. Für die ambulante Versorgung
werde weiterhin beobachtet, ob durch die Fusion mehr Patienten kommen. Schon
jetzt leiste die Klinik einen Beitrag im ambulanten Versorgungsbereich der
Stadt Wiesmoor mit der 100%igen Tochter, dem medizinischen Versorgungszentrum.
Diese Zweigpraxis mit dem Unfallchirugen, Herrn Möller, wird sehr gut angenommen
und hat sich gut etabliert. Dieses müsse auch für die Stadt Wiesmoor
aufrechterhalten bleiben. Weiterhin könne er aber auch noch nicht absehen, wie
es nach der Fusion im Klinikbereich sowie im NVZ aussehen werde.
In einem kurzen Statement gibt Herr Steinert einen Überblick, wie der
Rettungsdienst im Landkreis Aurich aufgestellt ist. Unter anderem ist der
Landkreis für die Sicherstellung des Rettungsdienstes zuständig. Weiterhin
teilt er mit, dass der Bedarf (z.B. wie viele Fahrzeuge notwendig sind) regelmäßig
begutachtet wird. Dadurch ist gewährleistet, dass man flächendeckend im
Landkreis Aurich eine gewisse Anzahl an Standorten habe. Im Jahre 2012 wurden
59.000 Einsätze gefahren und 2017 79.000. Dieser Zugang liegt u.a. an den
gesellschaftlichen Veränderungen, wie z.B. im Zuwachs beim Bau der
Altenheime.
Anschließend gibt Herr Düvel vom Rettungsdienst Aurich kurz einen
Einblick über den Inhalt des Rettungsdienstes. Unter anderem soll in der Regel
bei einem Notfall der Rettungswagen in 15 Minuten beim Patienten sein. Es gibt
dabei drei Arten von Einsätzen, wo der Rettungsdienst zuständig sei:
- Qualifizierter Krankentransport (durch z.B. Hausarzt verordnet)
- Rettungseinsatz (Notfall mit 15 Minuten Frist)
- Rettungseinsatz mit Notarzt.
Auch teilt er mit, dass es zurzeit im Landkreis Aurich neun
Rettungswachen gebe. Insgesamt wurden 2017 36.311 Einsätze gefahren. Ob mit
einem Zuwachs zu rechnen sei, könne nicht beantwortet werden.
Ausschussvorsitzende Bauer bedankt sich bei den Herren für ihre Vorträge.
Laut BGM Völler befürchte man, dass die Menschen zukünftig öfter den
Rettungsdienst rufen würden. Dies ist eine Größe, die noch nicht beurteilt
werden könne, lt. Berthold Steinert.
Aus der Ausschussmitte entstehe der Eindruck, dass es ein Experiment sei,
mit dem die Bilanzen verbessert werden würden. Auch würde dem
Bevölkerungszuwachs nicht genügend Rechnung getragen. Außerdem befürchte man,
dass sich das Konfliktpotential in den Notaufnahmen steigern würde.
Weiterhin ist man der Meinung, dass der
KVN das ausbaden müsse, was vor 10 Jahren in Hannover beschlossen wurde,
nämlich eine Stärkung der Städte und eine Schwächung der hiesigen Landschaft.
Des Weiteren teilt man mit, dass es bezüglich der Planung des Großkreises
Widerstand aus der hiesigen Ärzteschaft gebe. Da bereits der Beschluss
feststeht, zum 01.07.2018 diesen Großkreis einzurichten, wäre es aus Sicht der
Ausschussmitglieder sinnvoll, nach einem
Jahr einen Sachstandbericht abzugeben, in dem dargestellt wird, was z.B. nicht
funktioniert hat.
Außerdem wünsche man sich, die hier gut funktonierende Notfallversorgung
im Bereich Wiesmoor/Großefehn beizubehalten. Hierüber solle in der nächsten
Ratssitzung nochmals diskutiert werden und evtl. einen Antrag auf Beibehaltung
des jetzigen Zustandes bei der zuständigen Kommission stellen.
Nach kurzer weiterer Diskussion eröffnet die Ausschussvorsitzende die
Einwohnerfragestunde zu diesem Punkt.
Laut Herrn L. sei die geforderte ambulante Sicherstellung in den Nächten
und am Wochenende nach dem 01.07.2018 nicht mehr gewährleistet. Er gehe davon
aus, dass sich sehr viel in den Not- und Rettungsdienst verlagern wird.
Weiterhin plädiert er dafür, die Notdienstversorgung so zu lassen, wie sie
zurzeit sei. Zu dem Bescheid habe er als Hausarzt in Wiesmoor Widerspruch
eingelegt. Er möchte aber gegen die eigene Vertretung nicht vor Gericht ziehen.
Der Rest müsse aus der Bevölkerung kommen. Aus der Sicht des Sprechers der
Iniative Pro Notdienst wird der Rettungsdienst in Zukunft überlastet. Dadurch
würden vermutlich wieder neue Fahrzeuge und Personal notwendig, was zu höheren
Kosten führen würde. Auch viele weitere Bürger äußerten ihren Unmut. U.a.
befürchtet man, dass theoretische Überlegungen in der Praxis nicht
funktionieren. Auch gehe man davon aus, dass das neue Konzept mit einem Minus
an Sicherheit bezahlt werden würde.
Herr H. warne davor, dass Rettungsdient- und Notaufnahme komplett
überlastet werden. Es sei davon auszugehen, dass Erkrankte wegen des langen
Weges zum Notarzt eher die 112 für den Rettungsdienst rufen würden.
Frau F.T. erkundigt sich nach Fallzahlen für die Inanspruchnahme des
Notdienstes an Wochenenden.
Da keine weiteren Fragen gestellt werden, schließt die Ausschussvorsitzende
hiermit den Punkt.
BGM Völler verlässt die Sitzung zusammen mit den Gästen vom Landkreis,
der KVN sowie dem Geschäftsführer der Ubbo-Emmius-Klinik um 16.37 Uhr.
Abstimmungsergebnis: